"...in der Spur

                   des Evangeliums"

3. Nov, 2022

„Jesus ist von den Toten auferstanden“

Was kann gemeint sein, wenn wir bekennen

 „Jesus ist von den Toten auferstanden“?

Erfahrungen

Im Leben können wir manchmal erfahren, dass uns jemand auch nach dem Sterben/Tod verbunden und nahe bleibt. Im Tod uns entzogen, bleiben verstorbene Angehörige oder Freund:Innen weiter nahe.

So etwas haben auch die Weggefährt:Innen von Jesus erlebt. Sie erzählten einander davon; es entwickelte sich eine vertraute Erzählung (Narrativ), die der Gemeinschaft Sinn vermittelte. 

Spätere in der Nachfolgegemeinschaft machten die Erfahrung der Verbundenheit mit dem längst verstorbenen Jesus auch. Um ihre Erfahrung zu beschreiben, wählten sie bildhafte Legenden: z.B. das Dasein des verstorbenen Jesus trotz versperrter Türen; das übervolle Netz der Fischer am See; der unerkannte Begleiter auf dem Weg; der unauffindbare Leichnam im Grab. Diese Erzählungen sind „poetische Wahrheiten". Sie sind denen zugänglich, die vertrauen können: Das Verbunden-sein mit Jesus hört nie auf. In Joh 20, 29 wird für uns festgehalten „Selig, die nicht sehen und doch vertrauen!“

In diesem Sinn kann ich der bibeltheologischen Kurzformel Rudolf Bultmanns zustimmen: Jesus „ist ins Kerygma (Verkündigung) auferstanden“. Biblische Erzählungen sind keine historischen Berichte. Sie sind Verkündigung. Historisch ist nur der Glaube der Verkünder:Innen. Und das genügt!

Erzählen

Durch das Weitererzählen wächst ein Verbunden-sein untereinander. So entwickelten sich Erzählgemeinschaften, in denen die Erinnerung an Jesus wachgehalten wurde. Bald trafen sich die Glaubenden regelmäßig, um die Erinnerung an Jesus zu feiern und dafür zu danken. Die Feiern nahmen die Mahlgemeinschaften der ersten Weggefährt:Innen mit Jesus als Vorbild. Bald war es notwendig, so zu feiern, dass sich die Leute in der jeweiligen Kultur wiederfinden konnten. Dieser Anpassungsweg setzte sich durch die Jahrhunderte fort. Durch Ritualisierungen und rechtliche Regeln bestand/besteht jedoch die Gefahr, dass die Erinnerungsfeiern den Bezug zur aktuellen Situation der Welt und der Menschen verlieren.

Feiern

Entscheidend war und bleibt, dass die Feiern so vollzogen werden, dass der Glaube an das Verbunden-Sein der Feiernden untereinander und mit Christus sichtbar, hörbar, erkennbar und spürbar wird. Liturgie ist nicht das Wiederholen von Ritualen.

Lebenspraxis

Die Zeugnisse des NT haben für mich einen hohen Stellenwert für die Gestaltung meines Lebens. Denn das Verbunden-Sein mit Christus wird erfahrbar durch Haltungen und Einstellungen zum Leben und zu den Mitmenschen wie Jesus gehandelt hat. Seine Spiritualität ist für mich Vorbild und nachahmenswert. Das ist im Sinne des NT Nachfolge.

Dort, wo zwei oder drei so wirken – es mögen gerne mehr sein - verkünden sie jeweils neu, dass Jesus lebt. Lebenspraxis ist Verkündigung (Kerygma). Ein herausragender Erfahrungsraum für den unter uns fort-lebenden Jesus ist die Liebe. Dazu gehört Mt 25, 35 – 36 „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war gefangen und ihr seid zu mir gekommen.“

Wenn ich gefragt werde „Glaubst du, dass Jesus von den Toten auferstanden ist?“, dann antworte ich „Ja, ich vertraue, dass ich mit Jesus verbunden bin.“ Und dann könnte ich erzählen, wie diese Überzeugung in mir von Kindheit an bis heute gewachsen ist und wie sie sich gewandelt hat. Ich könnte erzählen, wie ich dranbleiben will und mit anderen meinen Glauben an das Verbunden-sein mit Jesus, dem Christus, feiere. Und wo immer sich Menschen zusammenfinden, von ihren Erfahrungen zu erzählen, ist der auferstandene Christus da.

Dr. theol. Albert Pichler, Juli 2022

Tiwagstraße 14/11

A – 6322 Kirchbichl

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